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Meine Cellulite Love-Story

  • Laura
  • 29. März 2021
  • 4 Min. Lesezeit

Die Nachricht des Jahrhunderts: Babys haben Cellulite!!! (juhu). Als mein Sohn erst wenige Wochen alt war und ich mich in einem Baby Massage Kurs wiederfand, war das mein persönlicher Aha-Moment.


Babys sind einfach perfekt! Vor allem dank ihrer noch äusserst intakten Zellteilung. In ihnen steckt quasi das pure Leben - was man von meiner Haut, insbesondere früh am Morgen nach einer schlechten Nacht, hingegen nicht wirklich behaupten kann.


Auch das von Kosmetikern oft empfohlene Klatschen auf das eigene Gesicht zum Aktivieren der Jungs und Mädels hilft nicht wirklich viel. Dabei feure ich sie lautstark an: Bitte alle Mann aufwachen und mein Gesicht für die Herausforderungen des Tages bereit machen. Ich weiss, dass ihr noch müde seid, aber hopp hopp - ich zähl auf euch! Und jetzt: Alle man auf ihre Position – der Tag beginnt!

Denn dank der heutigen Video-Telefonie rettet mich mittlerweile auch das Corona bedingte Home-Office nicht mehr.


Ganz anders sieht es bei meinem zweijährigen Sohn aus, da sitzt noch alles am rechten Fleck. Bis auf die kleinen Dellen unterhalb seines knackigen Popos könnte man meinen. Aber bei Babys bezeichnen wir die kleinen Dellen am Gesäss noch liebevoll als «Grübchen». Wir finden sie zuckersüss und einfach zum Anbeissen.


Dies sehen nicht nur wir Erwachsenen so, sondern auch die Babys und Kleinkinder selbst, lieben ihren Körper so wie er ist. Sie besitzen ein wunderbares Körpergefühl. Sie würden nicht im Traum darüber nachdenken, irgendetwas an ihnen zu verändern.


Genau genommen denken sie überhaupt nicht über ihren Körper nach. Sie bewerten nicht, ob etwas schön ist oder nicht. Ja wie denn auch? Sie kennen ja nicht einmal die Bedeutung der Wörter schön und hässlich. Dies ist eines der Dinge, die in unserer fragwürdigen Gesellschaft den Kindern erst antrainiert wird.


Dabei haben Kleinkinder sehr wohl grosses Interesse an ihren Körperteilen. Dabei interessiert sie aber viel mehr, welche Funktion jedes Körperteil hat. So verstehen sie schnell, dass ihre Beine sie tragen und praktisch von A nach B bringen, aber ob die Beine lang, kurz, dick oder dünn sind, bewerten sie nicht.


An diesem Punkt mache ich euch darauf aufmerksam, dass wir alle mal Kleinkinder waren und diese Zufriedenheit mit unserem Körper erleben durften. Doch dann wurden wir Erwachsen und damit einher ging die Bewertung unseres Körpers. Denn das Thema «Marklose Schönheit» ist zumindest in unserer westlichen Welt allgegenwertig.


Insbesondere wir Frauen haben eine angeborene Neigung zur Cellulite. Es ist also etwas ganz Natürliches. Aber nicht in unserer Welt, insbesondere im Sommer am See. Hier versuchen wir diese unerwünschten Dellen mit teuren Tüchern abzudecken.


Aber könnten wir uns anstatt dessen denn nicht einfach eine Scheibe von unseren Kindern und ihrer positiven Wahrnehmung sich selbst gegenüber abschauen? Sie leben es uns doch jeden Tag vor wie man sich selbst als vollkommen betrachten kann. Unser Leben wäre doch um ein Vielfaches einfacher.

In meinem früheren Hollywood-Bild von einer Mutter war diese in einer liebevollen Partnerschaft und es war ok, wenn ihre Schönheit vergänglich war. Aber genauso wenig wie sich der Frosch zum Prinzen verwandelte, genauso wenig habe ich einen liebevollen Partner an meiner Seite, der meine Schwächen genauso wie meine Stärken schätzt.

Hingegen erwartet die Gesellschaft von mir, neben dem Muttersein und eine Karriere zu machen auch noch die 90-60-90- Singledame. In diesem Bild hat Cellulite absolut kein Platz.


Und dennoch, ich zumindest, strebe dem Schönheitsideal nicht mehr hinterher. Ich versuche durch gesundes Essen und viel Bewegung meine Figur auf einem guten Maß zu halten. Aber nicht mehr und nicht weniger. Intensives Kraft-Training und regelmässiges Joggen liegt in meinen Alltag als Alleinerziehende von einem kleinen Wirbelwind einfach nicht drin.


Ich gebe aber gern zu, dass ich etwas neidisch auf die bin, die regelmäßig sich an den Wochenenden das Kinderhüten aufteilen können. So findet man oft die folgende Konstellation: Samstag ist ihr Trainings Tag und sonntags seiner.


Denn während immer wieder samstags meist die Väter mit den Kindern die Spielplätze unsicher machen. So tue ich das ebenfalls und habe on top noch den Druck auf der Brust noch Briefe beantworten zu müssen, Rechnungen zu bezahlen, die Wohnung zu putzen, einkaufen zu gehen und parallel das Mittagessen zu kochen.


Aber da ich mich eben nicht aufteilen kann habe ich nur die Möglichkeit einen kühlen Kopf zu bewahren und eins nach dem anderen zu erledigen. Platz für ein Besuch im Fitnessstudio bleibt da dann leider nicht.


Somit versuche ich mich gemeinsam mit meinem Sohn so viel wie möglich zu bewegen. Und der daraus resultierende Körper muss dann eben reichen.

Mein Trost ist dann, dass die Zeit kommen wird, wo er älter ist und er mal bei einem Freund zum Spielen ist. Aber aktuell ist das noch nicht der Fall. Und so bleibt mir nur das ich mit mir ins Reine komme und meine Cellulite zu mir zähle und sie liebevoll als Teil von mir akzeptiere.


Mein Vorbild ist dann immer eine Freundin, die eine wunderbare Herangehensweise hat. So erinnere ich mich noch gut, dass sie mal einen Pickel auf der Nase hatte und sie ankündigte, dass sie zu zweit zu Besuch kommen würde. Sie und der Peter. Peter war ihr ungebetener Gast auf der Nase. Die darauffolgende Woche erkundigte ich mich dann wie es Peter so geht. Und sie antwortete immer sehr amüsant auf solche Rückfragen. «Ja er überlegt auszuziehen, aber noch kann er sich nicht ganz entscheiden.»

Wie bei so vielen im Leben, entscheidet mal wieder die innere Haltung und Wahrnehmung von sich selbst über Zufriedenheit oder Unzufriedenheit. Auch das ist das Schicksal, aber auch die Chance einer Alleinerziehenden Person: Ich bin von niemand Anderen abhängig der mir vielleicht mal sagt, ob ich schön aussehe oder nicht. Auch habe ich gelernt, dass ich mir selbst ein Kompliment machen darf. Und so gibt es mir auch das Selbstbewusstsein euch von meiner Cellulite Love-Story zu berichten.


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