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Neulich im Supermarkt

  • Laura
  • 17. Dez. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Es ist ein gewöhnlicher Tag, an dem ganz plötzlich und unverhofft „ER“ vor mir steht. Er ist ein verdammt gutaussehender Mann, groß gewachsen mit einer sportlichen Figur und einem knackigen Hintern.

Wo ich bin, möchtet ihr wissen? Ich bitte euch, wo soll ich schon sein. Beim Einkaufen im Supermarkt (lach). Und er steht in der Schlange zur Kasse direkt vor mir. Die Schlange ist etwas länger als die an der Nachbarskasse, aber dafür ist dort die „Aussicht“ nicht so schön.

Für mich ist das grad ein absoluter Luxus-Moment. Heute, holt eine Freundin meinen Sohn von der Krippe ab, und so kann ich noch schnell die Einkäufe alleine erledigen. Und genau deshalb hat mein Kopf vermutlich auch Zeit für ein bisschen Flirt-Stimmung. Denn ich muss kein Kleinkind, nebenher noch bespassen und ständig davon abhalten, alles anzufassen.

Zurück zu dem heißen Typ direkt vor mir. Ich versuche Sichtkontakt aufzunehmen. Aber dies ist grad etwas schwierig, weil seine Blickrichtung ja genau in die Andere zeigt.

Sollte ich ihn ansprechen? Und fragen, ob ich mich vor ihn anstellen dürfte oder ob er wüsste in welchem Regal die Butter zu finden ist? Ach, ich entscheide mich einfach dafür ihn anzuhimmeln und zu träumen.

Habt ihr euch schon einmal beobachtet, welche Gedanken, euch beim Anstehen an der Kasse so durch den Kopf gehen? Sofern euer/re Kind/Kinder nicht dabei ist/sind? Andernfalls hätte sich die Frage natürlich erübrigt (lach). Sehr spannend, sich selbst bei seinen Gedanken mal zu ertappen: „Die Schuhe sind aber toll“ Oder: „Stimmt- Kekse würde ich auch mal wieder gern kaufen.“ Oder eben: „Sollte ich ihn ansprechen?“.

Aber ich trau mich nicht. Ich höre einen Chor in meinen Ohren. Ganz vorne mit dabei meine Eltern. Papa ruft: „Früher hatten wir kein Internet, da mussten wir uns immer direkt ansprechen.“ Mama ergänzt: „Du hast doch nichts zu verlieren und du bist doch hübsch.“

Auch den grundsätzlichen Rat meiner Mutter zum Thema „Wie finde ich einen Mann“ kommt mir nun wieder in den Sinn. Einfach mit dem Einkaufswagen den Mann deiner Begierde anrempeln und sagen „Oh- Entschuldigung und schwupp die wupp sei man im Gespräch… Übersetzt in meine Situation müsste ich dem Sunnyboy vor mir also kräftig in die Hacken fahren.

Aber ich traue mich trotzdem nicht. Nicht einmal mit dem Rückhalt der Cheerleader in meinem Kopf. Ich entscheide mich erst einmal dafür eine Analyse der Situation zu machen. Ok, lasst mal sehen. Ein Ring am Finger? Nein, hat er nicht. Verrät der Einkauf vielleicht, dass er vergeben ist? Nein, sieht nach Single aus.

Oh nein, er packt bereits seine Einkäufe ein. Es bleibt mir also keine Zeit mehr für eine Konkurrenzanalyse. Obwohl die Frau an der Nachbarskasse, welche so schön geschminkt ist und eine Strumpfhose trägt – ja schon mehr hermacht als ich grad. Denn mein Home Office Dress lässt ja nicht grad Männerherzen höher schlagen. Habe ich heute überhaupt schon geduscht?

Hmm, gleich ist er weg. Ich könnte doch auch vielleicht auf seinen Kassenbons warten und dann über das Radio einen Aufruf starten um ihn suchen zu lassen – ne Mist er nimmt seinen Kassenzettel mit. Jemand der den Zettel mitnimmt? Hmm. Ein Zahlenmensch? Vielleicht arbeitet er als Controller? Passt denn ein Controller überhaupt zu mir? Jetzt ist die Chance eh vorbei- er ist weg.

Eigentlich bin auch ganz froh darüber, denn ich wollte doch ohnehin keinen Mann mehr. Aber möchte ein Teil von mir doch wieder eine feste Beziehung eingehen? Bauch und Kopf waren sich da doch eigentlich einig. Es wird sich kein Mann mehr angeschafft. Und wenn es schon vor dem Kind mit der Beziehung nicht dauerhaft geklappt hat dann doch erst recht nicht mit Kind. Oder vielleicht genau wegen eines Kindes wird es das nächste Mal klappen? Ach, wie auch immer.

Vermutlich sollte ich nicht so sehr darüber nachdenken und eine sich so selten bietende Gelegenheit einer unverhofften Begegnung einfach nutzen.

So blieb es zumindest an diesem Tag bei dem abendlichen Tagesrückblick, bei einem ganz gewöhnlichen Tag.


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